Ein Schädel-Hirn-Trauma kann schwerwiegende Folgen haben – von kurzzeitiger Bewusstlosigkeit bis zu dauerhaften Schäden. Im Interview erklärt Dr. Petra Mummel, was im Gehirn dabei passiert, wann ärztliche Hilfe nötig ist und warum die neurologische Rehabilitation für die Rückkehr in den Alltag so wichtig ist.
Was passiert eigentlich im Gehirn bei einem Schädel-Hirn-Trauma?
Bei einem Schädel-Hirn-Trauma wirken beim Aufprall starke Kräfte auf den Kopf. Das Gehirn wird dabei beschleunigt und abrupt wieder abgebremst. Durch diese Bewegungen kann das empfindliche Hirngewebe geschädigt werden – etwa durch Blutungen oder Quetschungen. Die Folge sind Funktionsstörungen der Nervenzellen oder sogar dauerhafte Gewebeschäden. Auch nach dem eigentlichen Unfall können weitere, sogenannte sekundäre Schäden entstehen, zum Beispiel Schwellungen, die den Druck im Kopf erhöhen und die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen.
Woran erkenne ich, dass nach einem Sturz sofort ärztliche Hilfe nötig ist?
Nach einem Sturz auf den Kopf sollte man unbedingt einen Arzt rufen – oder den Notruf 112 wählen –, wenn eines oder mehrere der folgenden Symptome auftreten:
- Bewusstlosigkeit
- anhaltende oder zunehmende Kopfschmerzen
- wiederholtes Erbrechen oder starke Übelkeit
- Verwirrtheit, Gedächtnislücken oder Orientierungslosigkeit
- Sprach- oder Sprechstörungen
- Krampfanfälle
- Blutungen aus Nase oder Ohr
Wie unterscheidet sich eine Gehirnerschütterung von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma?
Eine Gehirnerschütterung ist eine leichte Form des Schädel-Hirn-Traumas. Dabei kommt es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns, ohne dass das Hirngewebe bleibend geschädigt wird. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma dagegen ist eine schwere Verletzung des Gehirns, die durch eine äußere Gewalteinwirkung auf den Kopf verursacht wird. Typisch ist eine Bewusstlosigkeit, die länger als 30 Minuten anhält, oder ein Zustand des Komas.
Wie lange dauert die Heilung – und was kann die Genesung unterstützen?
Das hängt natürlich davon ab, von welchem Schweregrad der Verletzung wir sprechen. Nach einer leichten Gehirnerschütterung genügen meist einige Tage Ruhe, bevor man langsam wieder in den Alltag zurückkehrt. Medikamente können Kopfschmerzen oder Übelkeit lindern. Wenn Beschwerden länger bestehen bleiben, können auch rehabilitative oder psychotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein. Bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ist der Weg zur Genesung deutlich länger. Nur 7 bis 27 Prozent der Betroffenen erholen sich vollständig. Entscheidend für die Prognose sind zwei Faktoren: eine schnelle, optimal abgestimmte Notfallversorgung und eine frühzeitige, intensive und umfassende Rehabilitation, die oft mehrere Monate dauert.
Welche Rolle spielt die neurologische Rehabilitation für den Weg zurück in den Alltag?
Wie bereits erwähnt, ist die neurologische Rehabilitation nach mittelschweren und schweren Schädel-Hirn-Traumata ganz entscheidend für die Langzeitprognose und damit unverzichtbar. Gerade die Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit schweren Hirnschädigungen gehört in die Hände von Neurolog*innen und Neurochirurg*innen, die gemeinsam mit einem multidisziplinären, spezialisierten Team in entsprechenden Fachkliniken behandeln.
Dr. med. Petra Mummel
Dr. med. Petra Mummel ist ärztliche Direktorin und Chefärztin der Klinik für Akutneurologie und neurologische Frührehabilitation an der MEDICLIN Hedon Klinik in Lingen. Dr. Mummel verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung neurologischer Erkrankungen und ist besonders spezialisiert auf die Diagnostik und Rehabilitation nach Hirnverletzungen und Schädel-Hirn-Trauma.


















