10 Fragen zu Mediensucht

Was ist Mediensucht und wie äußert sie sich? Was können Angehörige unternehmen? Wie wird Mediensucht behandelt? Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen.

1. Was ist Mediensucht?

Von Mediensucht spricht man, wenn Betroffene die Kontrolle über die Mediennutzung verlieren. Mediensucht gehört zu den nicht-stoffgebundenen Süchten, den sogenannten Verhaltenssüchten. Dazu zählen u. a. Computerspiel- und Internetabhängigkeit. Bisher gilt Mediensucht noch nicht als eigenständige Krankheit.

2. Was sind Begleiterkrankungen von Mediensucht?

Mediensucht kann einhergehen mit

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • sozialen Phobien
  • Schlafproblemen
  • Rücken- und Kopfschmerzen durch langes Sitzen am Computer
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3. Inwiefern ist übermäßiger Medienkonsum mit Drogenkonsum vergleichbar?

Internetsucht wirkt sich ähnlich wie stoffgebundene Süchte aus, weil ähnliche Hirnareale aktiviert werden. Wenn der Zugang zum entsprechenden Medium abgeschnitten ist, treten beim Betroffenen körperliche Entzugserscheinungen auf, wie

  • Zittern
  • Aggressivität
  • Schwitzen
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4. Ist die Nutzung von Internet und Computerspielen generell problematisch?

Nicht die Technologie oder die Medien an sich sind problematisch. Die mit der Nutzung einhergehenden Verhaltensweisen lassen den Medienkonsum zur Mediensucht werden. Gerade bei Jugendlichen zeigt eine Studie aus dem Jahr 2011 allerdings, dass ein Großteil keine Verhaltensprobleme im Umgang mit Computerspielen und Internet hat.

5. Wie äußert sich Mediensucht?

Verhaltensweisen, die auf eine Abhängigkeit hinweisen können, sind:

  • Fokussierung auf Mediennutzung
  • sozialer Rückzug
  • Vernachlässigung von Schule und Beruf
  • Vernachlässigung von Partner- und Freundschaften

Die Nutzung des Mediums wird für den Mediensüchtigen wichtiger als die realen Aufgaben des Berufs- und Alltagslebens. Der übermäßige Medienkonsum schlägt sich außerdem in körperlichen und psychischen Problemen nieder.

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6. Wer ist von Mediensucht betroffen?

Häufig entwickeln unsichere Menschen mit einer geringen sozialen Kompetenz eine Mediensucht. Entgegen der Erwartungen ist die übermäßige Mediennutzung heutzutage geschlechtsunspezifisch. Mädchen und Frauen verbringen ihre Zeit jedoch eher in sozialen Netzwerken, wohingegen Jungen und Männer sich mit Online-Rollenspielen beschäftigen.

7. Wie häufig tritt Mediensucht auf?

Internetsucht kommt in allen sozialen Gruppen vor. Die 2011 veröffentlichte PINTA-Studie (Prävalenz der Internetabhängigkeit) geht von deutschlandweit 1% internetabhängigen Personen zwischen 14 und 64 Jahren aus. Vermehrt bei 14- bis 16-Jährigen ist Mediensucht verbreitet. Ältere Erwachsene sind weniger von Internetsucht betroffen und häufiger durch zu hohen TV-Konsum gefährdet.

8. Welche Maßnahmen gibt es zur Prävention und Erkennung von Mediensucht?

Mediensüchtige und deren Angehörige können Präventions- und Beratungsangebote an Schulen und Kliniken in Anspruch nehmen. Zur Identifikation von Menschen mit Mediensucht stehen u. a. folgende Verfahren zur Verfügung:

  • Onlineambulanz mit qualifiziertem Selbsttest und Onlinesprechstunden
  • Problematische und pathologische Internetnutzung – Entwicklung eines Kurzscreenings (PIEK)

Die Inanspruchnahme von Beratungs- und Behandlungsleistungen ist aktuell eher gering. Oben genannte Instrumente sollen das ändern, indem sie die Zielgruppe besser ansprechen.

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9. Was kann ein Angehöriger eines Mediensüchtigen unternehmen?

Eltern können den Medienkonsum ihrer Kinder beschränken, indem sie Regeln aufstellen oder ein Alternativprogramm vorschlagen. Für Kinder wie Erwachsene ist es wichtig, Hobbys zu haben und Freundschaften zu pflegen.

In Deutschland gibt es ein breites Beratungsangebot für Mediensüchtige. Sowohl ambulante als auch stationäre Therapieprogramme bestehen. In einem ersten Schritt kann sich der Angehörige auch ohne den Betroffenen beraten lassen.

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10. Wie wird Mediensucht therapiert?

In einer zielgerichteten Therapie lernen die Betroffenen den gesunden, maßvollen Umgang mit Medien. Sie sollen eine „Online-Offline-Balance“ entwickeln. Therapieinhalte sind u.a.:

  • Soziales Training
  • Kunst-, Ergo- und Sporttherapie
  • Wahrnehmungstraining

In dem alltagstauglichen Training schulen die Patienten ihre Konzentrationsfähigkeit und ihr Körperbewusstsein.

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